Der Leuchtturm Westerheversand

Während unseres ersten richtigen Urlaubes am Meer (wir waren zu Gast auf dem Campingplatz Sass in St. Peter Ording - SEHR, SEHR EMPFEHLENSWERT) im Jahre 1991, habe ich beim Spazierenlaufen am Strand in weiter Ferne diesen tollen Leuchtturm entdeckt. Nachdem wir uns erkundigt hatten, wie man da hin kommt, sind wir per Auto nach Westerhever gefahren. Da sich der Leuchtturm in einem Naturschutzgebiet befindet, wo man sich entweder nur zu Fuß oder per Fahrrad fortbewegen darf, haben wir das Auto auf einem sich am Rande des Naturschutzgebietes befindlichen Parkplatz abgestellt und haben uns zu Fuß auf den etwa 40 minütigen Weg zum Leuchtturm gemacht. Idylle und Natur pur, in Mitten von Salzwiesen und weidenden Schafen, mit Blick Richtung Meer steht er also...für mich persönlich der schönste Leuchtturm der Welt und als wir direkt davor standen und den Anblick genossen, dachte ich mir... oooooh wie schön wäre es doch, wenn ich da mal rein schauen könnte, oder nach oben gehen dürfte, um vom Inneren des Turmes aufs weite Meer hinaus sehen zu können. Der Leuchtturm war zu der Zeit aber nicht begehbar, man konnte lediglich in eines der beiden Häuser hinein gehen, worin die Naturschutzstation eine kleine, aber sehr interessante Ausstellung hat. Dennoch, so nah an diesem tollen Leuchtturm zu stehen...das war ein grandioses Erlebnis.
1996 war ich mit meiner Freundin und mit klein Matze noch mal dort, aber auch zu jenem Zeitpunkt gab es noch keine Möglichkeit, den Turm zu besichtigen. Wir saßen lange auf der Bank vor dem Leuchtturm und ich weiß noch, wie ich meiner Freundin vorschwärmte, wie sehr ich mir wünschte, da hoch zu können.
Und wieder verging eine lange Zeit, bis es mich mit Ralf und Matze an die Nordsee zog. Es war Ende August 2003 und wir waren wieder auf dem tollen Campingplatz in unserer gewohnten Ferienwohnung. An einem wunderschönen, sonnigen Tag machten wir uns mit den Rädern auf den Weg zum Leuchtturm. Der Weg führte uns zuerst entlang der Dünen, dann auf einem Radweg auf dem Deich Richtung Westerhever. Der Weg, der durch das Naturschutzgebiet führt, ist für uns Städtler eher etwas aussergewöhnliches, denn wir mussten auf kleinen Feldwegen mitten durch friedlich weidende Schafherden fahren. Auf etwa halber Strecke, meinte ich auf dem Leuchtturm oben auf der Plattform Leute stehen zu sehen, so stieg ich von meinem Rad ab, um das genauer anzuschauen. TATSÄCHLICH !! Und ich schrie schon fast " Mensch Ralf, da sind ja Leute auf dem Leuchtturm ". Von nun an radelte ich stramm weiter, um so schnell wie möglich am Ziel unseres Ausfluges anzukommen, und ich hatte mich tatsächlich nicht geirrt. Auf dem Vorplatz des Leuchtturmes standen Fahrräder und ich stand fassungslos da und beobachtete die Leute, wie sie hoch oben auf der Aussichtsplattform standen und den Ausblick genossen....
Nach kurzer Zeit kamen die Leute aus der Leuchtturmtüre raus und ich stand da...immer noch fassungslos, bis ich mich getraute zu fragen, ob man denn da hoch kann. Der Wärter meinte, lächelnd " Ja, seit 2001 kann man den Turm besichtigen, Tickets bekommt man vorne beim Parkplatz, aber soweit ich weiß, ist bis Sonntag ausgebucht ". Es war Mittwoch und am SAMSTAG wollten wir nach Hause fahren. Nach der anfänglichen Freude ...juhuuuu der Leuchtturm kann besichtigt werden, da muss ich rauf... war mir nun nach Zusammenbrechen zumute, denn wenn tatsächlich alles ausgebucht war...schluck...hiess das im Klartext, es gab keine Chance für uns in diesem Urlaub. Ich schaute den Mann entsetzt an und sagte " Oh nein...ich wünsche mir schon Jahre lang nichts sehnlicher, als DA einmal hoch gehen zu dürfen und nun ist es endlich möglich und wir bekommen keine Tickets...nein....ich möchte da soooo gerne rauf ". Eine Frau, die neben mir stand meinte, sie würde auch gerne eine Besichtigung machen, aber ihr Urlaub sei in 2 Tagen schon zu Ende. So standen wir da, flehende Blicke um uns werfend und der Wärter meinte dann..." Um 16 Uhr ist die letzte Führung hier, ich habe aber hinterher noch etwa 1 Stunde hier zu tun, ich kläre ab, ob ich nach der 16 Uhr Führung noch eine machen darf ." Und er fing an, zu telefonieren, und meinte anschliessend, wir sollten zum Verkaufsschalter gehen und uns dort melden wegen einer Sonderführung und dann die Tickets holen...und um 16.30 Uhr wieder da sein. Ich war IM HIMMEL vor Freude. So radelten wir durch das Naturschutzgebiet zum Parkplatz und holten uns dort unsere Besichtigungstickets (ein tolles Buchzeichen mit Kordel, mit dem Westerhever Leuchtturm darauf abgebildet). Da es erst um die Mittagszeit war und es bis 16.30 noch einiges an Zeit zu überbrücken galt, haben wir uns an den Sandstrand in Westerhever gesetzt (der Strand ist allerdings nicht annähernd so schön wie der Abschnitt direkt bei Sankt Peter Ording), den Blick aufs weite Meer genossen, uns unterhalten, Matthias hat eine tolle Sandburg gebaut und dann, nach langem Warten ging es ENDLICH los... der Weg zurück zum Leuchtturm. Dort angelangt, trafen wir die nette Frau vom Vormittag auch wieder, sowie ein paar andere Besucher, die wohl auch noch in den Genuss der Sonderführung gekommen waren. Pünktlich um 16.30 ging die Leuchtturmtüre auf und die Leute der 16 Uhr Führung verließen nach und nach den Turm. Der Wärter grinste, als er mich sah, und ich sagte zu ihm  "Sie können sich nicht vorstellen, wie ich mich freue, da tun Sie nun ein gutes Werk ". So druften wir den Turm betreten und der nette Mann sagte  "Hier im Leuchtturm werden Hausschuhe getragen, denn der Sand, der mit den Straßenschuhen hier rein getragen wird, verbreitet so viel Schmutz. Bitte nennen Sie mir Ihre Schuhgrößen " In kleinen Kartons in einem Regal befanden sich Hausschuhe in jeglichen Größen, sogar für Littlefoot Manu mit der Größe 34 gab es perfekt sitzende Pantöffelchen. Nachdem wir alle unsere Schlappen anhatten, ging der Wärter vorneweg die Treppe hinauf und fing an, über den Leuchtturm zu erzählen. Auf zwei Ebenen auf dem Weg nach oben machten wir einen kurzen Halt...wir durften zum einen ein niedlich eingerichtetes Schlafgemach eines Leuchtturmwärters von früher bewundern und zum anderen gab es da auch ein wunderschön hergerichtetes Zimmer, mit Stühlen, einem Tisch, worauf ein Kerzenleuchter stand, mit wunderschönen alten Leuchtturmbildern an der Wand und der freundliche Mann sagte  "Hier ist unsere Besonderheit, das kleine Trauzimmer...hier kann man auf Wunsch und selbstverständlich auf Vorbestellung heiraten ". Mir hat es fast die Sprache verschlagen, sooo fasziniert und gerührt war ich. Stellt Euch vor...auf einem Leuchtturm heiraten...ist das nicht ein Traum ?? Als wir uns weiter auf den Weg nach oben machten, machte sich meine Höhenangst wieder bemerkbar, und auf dreiviertels Höhe, fingen meine Beine an zu streiken, sie zitterten und ich bekam Herzrasen. So bat ich die Leute, nicht auf mich zu warten, da ich mir nicht sicher war, ob ich es bis ganz oben schaffen würde. Ich sah aus einem der runden Fenster raus aufs Umland und versuchte mich zu sammeln, und so schaffte ich dann anschließend Schritt für Schritt nach oben. Als ich die Gruppe erreicht hatte, fing der Wärter an, weiter über den Leuchtturm zu berichten, und danach machte er die Tür auf zur Aussichtsplattform, die rund um den Turm führte. Alle außer mir gingen nach draußen, aber mir machte das nichts aus. Ich war so stolz auf mich, dass ich meine Angst überwinden konnte...und da stand ich nun...OBEN in dem Westerhever Leuchtturm, und der Blick aufs Wattenmeer und die umliegenden Dörfer war grandios. Als ich auf dem Tisch ein uraltes, vorsintflutlich aussehendes Fernglas entdeckte, fragte ich den Leuchtturmwärter, ob ich es mir mal nehmen durfte, um durch die Fenster hinauszuschauen, und er sagte freundlich " Aber gerne, ich kann Ihnen auch gerne erklären, was Sie sehen, fragen Sie mich ". Und so standen wir nebeneinander und er erklärte mir alles. Ich war echt seelig. Leider war die Besichtigung nach 25 Minuten zu Ende und wir wurden gebeten, uns langsam wieder auf den Weg nach unten zu machen. Unten angelangt, gaben wir unsere Hausschuhe zurück, zogen unsere Straßenschuhe wieder an, und verabschiedeten uns bei unserem netten Leuchtturmwärter, ich drückte ihm die Hand und bedankte mich dafür, dass er so nett war, mir alles zu erklären und versicherte ihm " Den Tag werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen ".

Ich denke jeden Tag an  " meinen Leuchtturm " wenn ich im Wohnzimmer bin, denn über unserem Sofa hängt ein großes selbstfotografiertes Bild...der Westerhever - Sand Leuchtturm im Sonnenuntergang.

Falls Ihr an der Nordsee um St. Peter Ording herum ein schönes, gepflegtes Feriendomizil sucht, hier eine Empfehlung von mir. Der Campingplatz Sass. (Bitte aufs Bild klicken, um auf deren Homepage weitergeleitet zu werden)